Ich mag München. 50 Wochen im Jahr könnte man sogar von Liebe sprechen. Außer in den letzten beiden Septemberwochen, da kriselt es gewaltig. Dann drängt sich die bierselige Bavaria zwischen uns und gewährt auf der Wiesn nicht nur ungewollte Einblicke in Dekolletés, sondern auch in andere menschliche Abgründe.
Zusammen mit den Brauereirössern und dem Oberbürgermeister hält der außerirdische Folklore-Wahnsinn Einzug. Man sagt ja, Trachtenkauf sei beratungsintensiv. Demnach hatten in letzter Zeit sämtliche DirndlfachverkäuferInnen Urlaub. Da hüpfen bonbonbunte Pornodirndl und deren Inhalte auf und nieder, immer wieder, und gegen schrille Landhausfetzen ist jede Geisterbahn ein wahrer Kinderfasching. Zu später Stunde trägt man dann auch gerne mal nichts außer blanke Brüste. Was man genauso dringend sehen muss wie die 2.734 te Staffel von DSDS. Die C & A Lederimitathosn wiederum wird fröhlich mit Sackleinen und Turnschuhen kombiniert – nicht schlecht bei plötzlichem Fluchtbedarf, wenn dem Einheimischen angesichts dieses Frevels mal der Maßkrug ausrutscht. Da bekommt der Spruch ”eine Tracht Prügel” gleich eine völlig neue Bedeutung.
Zur Halbzeit des internationalen Bierkonsumgipfels zieht eine Karawane italienischer Hymer Mobile über den Irschenberg, die Unmengen durstiger Südländer auf den Campingplatz in Thalkirchen entlädt. Diese gießen sich dann 7 Tage lang ununterbrochen alle verfügbaren alkoholischen Flüßigkeiten ein und dekorieren sämtliche Radwege im Umkreis von zwei Kilometern mit Erbrochenem. O’kotzt is.
Überhaupt herrscht in und um die Bierzelte geistiger Ausnahmezustand. Es beginnt meist schleichend. Und endet liegend. Unterm Tisch. Das gemeine Volk fährt auf Bierbänken zur Hölle, Hölle, Hölle. Ein Teufelsrad. A-Z Promis zeigen, was sie nicht haben, Geschmack nämlich. Führungskräfte zwängen sich in Boxen – normalerweise Heimstatt für Rindviecher – und wälzen sich zu später Stunde, voll wie hundert Russen, enthemmt mit weiblichen Hendlresten in Bierpfützen. Und finden sich am nächsten Tag auf youtube wieder – nackt im Riesenrad, nur spärlich bedeckt mit Radigirlanden und einem Wiesnherzl. Fürs Leben gebranntmandelt. Kein Wunder, dass es bergab geht mit unserem Land.
Anfang Oktober verschwindet der Budenzauber genauso schnell wie er gekommen ist – dann vernebelt nur noch der Herbst den Blick auf die Theresienwiese. Und man darf endlich wieder unbehelligt Tracht tragen.
An die feine Obstlerin,
Satire ist gut, doch manchmal zeugt sie doch von einem tiefen Missverständis wahrer Um- man will ja nicht sagen Zustände. Hmm oder vielleicht auch ein wenig Unkenntnis?
Schon wahr: viel Licht gibt bekanntlich viel Schatten auch das trifft natürlich auf die Wies’n zu. Doch das Oktoberfst ist in dem, was es bietet und was es ist einzigartig. Nirgendwo auf der Welt kommen so viele und so verschiedene Menschen – und das zu 99,9% friedlich – zusammen und feiern ausgelassen. Junge und ganz Junge, Alte und Ältere, Fesche und Resche, Reiche und Weniger Reiche, Quamperte und Hungerharing(letztere eher selten), Gebildete und Prolls, Amis und Aussis, Schnösis und Ösis – kurzum die Mesnchheit an sich.
Übrigens: schön, dass so viele wirklich prächtige TRachten tragen, auch das eine wunderbare Entwicklung, die – so ganz nebenbei – den Mannerleut auch was für’s Auge (nicht die Finger) bietet.
Und das genieße ich, jedes Jahr seit mehr als fünf Jahrzehnten. Ich freue mich auf die Wies’n, ich bin im Schottenhamel beim Anstich, ich hüpfe im Hippodrom, ich tanze bei Högl im Weinzelt, ich krabbel durch den Käfer, ich sitze in der Wirtebox im Hasckerzelt, ich red an Schmarrn im Rischarts Kaiserschmarrn, ich kauf mir eine Fischsmmel und immer ein, zwei, drei Hendl – kurzum ich genieße das Oktovberfest in vollen Zügen und…
… ich bin froh wenn die eine oder andere Obstelerin der heiligen Münchner Erde fern bleiben. Denn: Grantln kann ich selber!
Die Dino
Lieber Dino,
Wenn die Obstlerin nicht hin darf, schicke ich heut mein Alter Ego auf die Wiesn – verkleidet als Grillhendl. Sollte Dir also ein grantiges Federvieh begegnen – das war ich. Beiß also ned zu fest zu …
viel Spaß auf der Wiesn und nix für ungut 🙂
Sehr Gut!
hey des is sehr gelungen! grüsse aus livingston / zambia
Lederhosn goes Africa … 🙂
Liebe Kerstin,
einfach witzig, ja genau so is – Liebe Grüsse